Geisteswissenschaftliche Erkenntnisforschung in der heutigen Zeit
- Rudolf Steiner und die Anthroposophie -
Eine solche, dem intellektuellen Anspruch ebenso wie dem geistigen Sinnbedürfnis des modernen Menschen gerecht werdende Sophia-Brücke findet sich etwa in Rudolf Steiners Anthroposophie.
Der bereits 1925 abgeschiedene österreichische Naturwissenschaftler, Philosoph und Geistesforscher Dr. Rudolf Steiner hinterließ ein umfangreiches Werk an Schriften und Vorträgen, welches zum Teil erst heute in seiner Bedeutung erkannt wird.
Viele seiner damals noch nicht verifizierten und daher kryptisch erscheinenden Aussagen über Medizin, Wirtschaft, Sozialleben und Landwirtschaft haben sich heute in mitunter dramatischer Weise bewahrheitet und finden daher wieder Eingang in die zeitgenössische Diskussion.
So etwa ist R. Steiner bekannt geworden für seine vor über 100 Jahren in einem landwirtschaftlichen Kurs getätigte Aussage, wonach die Gehirnorganisation von Kühen so angelegt sei, dass sie Fleischkonsum gar nicht vertrage. Würde Kühen dennoch Fleisch gefüttert, so müssten diese nach Worten Steiners „vollkommen verrückt werden“ (Zit.) Diese dazumal noch vollkommen unverständliche Aussage hat sich neuerdings in den Erfahrungen mit dem Rinderwahnsinn (BSE) buchstäblich bewahrheitet. Steiner wurde daher im Zuge der BSE-Krise sogar in staatlichen Nachrichtensendungen zur Erklärung der Geschehnisse zitiert und erhielt für sein Schauvermögen posthum staunende Anerkennung.
Denn das Besondere an der Sache war: Die Erkenntnis über den Zusammenhang von Fleischkonsum mit der Wesensorganisation von Kühen hat Steiner ganz ohne Laborapparaturen, Tierversuche, chemisch-biologische Analysen und Doppelblindversuche, wie sie gegenwärtig als einzig gültige Maßstäbe der Wissenschaft anerkannt werden, hervorgebracht. Er hat diese Erkenntnisse hingegen ganz aus einer durch denkerische Konzentration gesteigerten geistigen Wesensschau errungen.
Ähnliche Aussagen mit aus heutiger Sicht verblüffender Treffsicherheit betreffen das derzeitige Finanz- und Wirtschaftsgeschehen oder z.B. die Bienenzucht: Die von Steiner im Jahr 1923 getroffene Aussage, dass bei Fortführung moderner Zuchtmethoden in 80 bis 100 Jahren ein Massensterben von Honigbienen eintreten würde, hat sich heute bewahrheitet (die Hintergründe des weltweiten Bienensterbens - Colony Collapse Disorder - werden im vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm „Queen of the Sun“ näher beleuchtet).
Es mag uns übrigens zu denken geben, dass Steiner bereits vor 100 Jahren die Gefahr eines zunehmenden Gehalts- und Nährkraftverlustes unserer Lebensmittel vorhergesehen hat (der fortschreitende Verlust an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen in unseren Lebensmitteln ist heute bereits signifikant in Erscheinung getreten und beschäftigt wissenschaftliche Kongresse). Nach seinen Worten würden für den Fall, dass die industrielle Landwirtschaft in linearer Weise fortgeführt wird, die Nahrungsmittel so an Nährfähigkeit („Ätherkraft“) für den Menschen abnehmen, dass er „bei vollen Brotkörben verhungern“ müsse.
Es sei angemerkt, dass Steiner seine Erkenntnisse nicht bloß bei Warnungen belassen hat, sondern mit ungemeiner Initiativkraft an konstruktiven, praktischen Lösungen für die anstehenden Probleme und globalen Herausforderungen gearbeitet hat. So hat er als gesundenden Impuls für den Landbau etwa die „biologisch-dynamische Landwirtschaft“ ins Leben gerufen, deren Produkte heute unter dem Markennamen „Demeter“ weltweit bekannt sind und als Synonym für höchste Qualität bei Nahrungsmitteln gelten. Steiner darf daher als erster Pionier der Bio-Landwirtschaft bezeichnet werden.
Nicht nur das Gebiet der Landwirtschaft erhielt durch die Initiative Rudolf Steiners heilsame Impule, mit ebensolchem Elan widmete er sich neuen Ansätzen und Reformen in den Bereichen Pädagogik, Wirtschaft, Soziales, Kunst, Architektur, Naturwissenschaft und eben Medizin. Er hinterließ in Zusammenarbeit mit der Ärztin Ita Wegmann ein umfassendes Werk über Medizin, Heilkunde und naturnahe Pharmazie, welches auch heute noch einen unerschöpflichen Fundus an ganzheitlichen Erkenntnissen bietet.
"Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken. Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem, was heute die rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird."
Rudolf Steiner:
Vortrag vom 04.04.1916:
